Die 12 fiesesten Bewerbungsfragen

von Giselle Chaumien-Wetterauer

Die schlimmsten Fragen, die sich Personaler für das Vorstellungsgespräch ausgedacht haben. Und wie man sie richtig beantwortet.

1. Wie finden Sie es, kritisiert zu werden?

2. Was ist Ihr größter Fehler – und was haben Sie daraus gelernt?

3. Wann haben Sie das letzte Mal eine Vorschrift oder Regel missachtet und warum?

4. Welchen Mehrwert würde Ihre Einstellung unserem Unternehmen bringen?

5. Welche drei positiven Charaktereigenschaften fehlen Ihnen?

6. Welche Bücher haben Ihren Werdegang am meisten beeinflusst?

7. Wie komme ich als Interviewer bei Ihnen an?

8. Welche Rolle spielt Geld für Sie?

9. Was ist das Verrückteste, was Sie je gemacht haben?

10. Haben Sie eine Marotte?

11. Sie scheinen mir zu unerfahren für diesen Job zu sein, meinen Sie nicht?

12. Was haben Sie zwischen…und…gemacht? (Lücke im Lebenslauf)

Auf Einstellungsgespräche werden Personaler gezielt geschult. Sie lernen, Fragen zu stellen, um den Bewerber kennen zu lernen und um festzustellen, wie gut dieser dem Anforderungsprofil entspricht und zum Unternehmen passt.
Die Personalreferenten eignen sich aber auch Techniken an, um den Bewerber aus der Reserve zu locken, ihn mit so genannten Stress- und Fangfragen zu irritieren – ja sogar, zu provozieren. Wir geben dir hier Beispiele der heikelsten Fragen und wertvolle Empfehlungen für die Beantwortung.

Konkrete Tipps für die Vorbereitung

Grundsätzlich gilt bei der Beantwortung aller Fragen: Ruhe bewahren, kurz durchatmen und sich auf seine Vorbereitung besinnen. Bei den unangenehmeren oder gar sehr heiklen Fragen des Interviewers geht es nicht in erster Linie darum, deine Antwort inhaltlich auf die Waagschale zu legen. Vielmehr will der Personaler deine Stressfähigkeit ermitteln und sozusagen deine „Schmerzgrenze" austesten. Aus diesem Grund ist es vorteilhaft, wenn du etwas vorbereitet bist, damit du dich von den Fragen nicht überrumpelt fühlst. Es hilft, sich zu überlegen, worauf die Frage genau abzielt und was genau der Recruiter damit erreichen möchte.

1. Wie finden Sie es, kritisiert zu werden?

Falsch wäre eine Antwort im Stil: "Das macht mir überhaupt nichts aus". Man würde sie dir ohnehin nicht abnehmen.

Je nach Kritikpunkt geht es ans Eingemachte, der Kritisierte fühlt sich in der Regel angegriffen. Gehe bei dieser Frage erst gar nicht auf den Privatbereich ein, sondern davon aus, dass sie sich auf das berufliche Umfeld bezieht.

Erkläre, dass konstruktive Kritik nur nützlich sein kann, wenn „sie auch manchmal etwas unangenehm" ist. Damit vermittelst du, dass du zwar „wie ein Mensch" reagierst, die Kritik jedoch positiv aufnehmen willst.

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2. Was ist Ihr größter Fehler – und was haben Sie daraus gelernt?

Vorsicht! Hier will man dich aufs Glatteis führen. Zunächst solltest du dir klar machen, dass eine allzu ausgeprägte Ehrlichkeit nicht zielführend sein könnte. Dennoch gilt auch hier: Lügengeschichten sind tabu.

Überlege im Vorfeld, was du als „Fehler" anführen könntest. Dein Interviewer wird sich allerdings nicht mit „Anekdoten", wie zum Beispiel einem Autofehlkauf oder einer misslungenen Urlaubsplanung, zufrieden geben. Der Personaler erwartet hier eine Antwort, die ihm Aufschluss darüber gibt, ob du fähig zu Selbsteinschätzung und Selbstkritik bist und wie du auf diese Frage reagierst. Nenne auch keine Begebenheit, die sich wiederholen könnte, so dass dir der „Fehler" wieder unterlaufen könnte.

Was du definitiv nicht tun solltest: Andere für den begangenen Fehler verantwortlich machen, denn das kommt nicht gut an, selbst wenn dein Chef oder dein Kollege eine Teilverantwortung für diesen Fehler trägt. Wichtig ist, zu zeigen, dass du zu deinen Fehlern stehst und Verantwortung übernimmst.

Schließe deine Antwort auf diese Frage mit dem positiven Ausblick ab, dass du aus der geschilderten Sache gelernt hast (nach Möglichkeit ausführen!).

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3. Wann haben Sie das letzte Mal eine Vorschrift oder Regel missachtet und warum?

Auch hier will der Personaler nicht etwa wissen, ob du vor drei Tagen bei Rot über die Straße gelaufen bist. Das könntest du allenfalls mit einem smarten Lächeln anführen, um etwas Zeit zu gewinnen.

Der Interviewer will erkunden, ob du Unternehmensregeln häufig durchbrichst, das heißt, ob du dich ohne Zögern über Vorschriften im Job hinwegsetzt, oder ob du in einer bestimmten Situation zwar gegen die Regel gehandelt, aber dennoch mit Bedacht entschieden hast, eben weil es diese eine Situation so erfordert hat. Es geht also darum festzustellen, ob du in der Lage bist, abzuwägen.

Bei der Beantwortung ist jedoch Vorsicht geboten: Du darfst weder als Eigenbrötler („Ich mache grundsätzlich, was ich will") oder als Querulant („Mein bisheriger Chef hat immer wieder gesagt, ich soll mich an die Regeln halten") noch als Apostel des blinden Gehorsams („Wo denken Sie hin, ich halte mich immer an die Regeln") erscheinen. Die Kunst ist hier, ein gesundes Mittelmaß zu finden.

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4. Welchen Mehrwert würde Ihre Einstellung unserem Unternehmen bringen?

Eine gerne gestellte Frage der Personaler, die dich keinesfalls beunruhigen sollte. Du kannst dich gezielt darauf vorbereiten, indem du im Vorfeld das Profil der Stelle genauestens analysierst und die Pluspunkte auf deinem Kompetenzkonto, die dazu passen, herauskristallisierst. Führe auch Eigenschaften, wie deine Zuverlässigkeit und/oder deine hohe Motivation an und untermale sie am besten mit konkreten Beispielen.

Erwähne, dass du dich auch gut mit der Firmenphilosophie identifizieren kannst und die ausgeschriebene Aufgabe dich sehr reizt. Sprich gerne auch die emotionale Ebene an. Zum Beispiel: „Ich bin davon überzeugt, dass ich mich in diesem Unternehmen sehr wohl fühlen würde".

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5. Welche drei positiven Charaktereigenschaften fehlen Ihnen?

Auch diese Frage sollte keine Schweißperlen auf deine Stirn treiben, denn du kannst dich leicht darauf vorbereiten. Reflektiere im Vorfeld, was du hier anführen könntest und unterstreiche, dass es deiner Meinung nach um Eigenschaften geht, die bei dir ungenügend ausgeprägt und daher ausbaufähig sind.

Zum Beispiel: Du bist möglicherweise zu gewissenhaft und prüfest die Dinge mehrmals, bevor du ein Arbeitsergebnis abgibst. Lasse jedoch durchblicken, dass dies auf deinem Bestreben, gute Arbeit abzuliefern, zurückzuführen ist – und nicht etwa aus Mangel an fachlicher Kompetenz, aber du dennoch Potenzial siehst, etwas mehr in deine Arbeit zu vertrauen.

Zielführend kann evtl. auch die Erwähnung einer Eigenschaft sein, die der Personaler möglicherweise schon selbst im Interview notiert hat. Beispiel: Du hast vielleicht Schwierigkeiten dich richtig gut zu verkaufen, so wie es dein Kompetenzprofil und deine bisherigen beruflichen Erfolge eigentlich erfordern.

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6. Welche Bücher haben Ihren Werdegang am meisten beeinflusst?

Die Abwandlung des Satzes „Sag mir, was du liest, und ich sage dir, wer du bist" ist eine spannende Frage!

Ganz schlecht wäre die Antwort: „Da fällt mir nichts ein, ich habe gar keine Zeit zum Lesen" oder „Ich lese nur Comics".

Wenn du tatsächlich keine oder nur selten Bücher liest, könntest auf das Internet ausweichen und dich auf News-Plattformen berufen. Ansonsten ist in Bezug auf politische und andere heikle Themen bzw. umstrittene Namen der schreibenden Zunft Vorsicht geboten. Und selbstverständlich macht es keinen Sinn, die aktuelle Nummer 1 der Beststellerliste zu nennen, wenn du das Werk nicht gelesen hast. Der Schuss könnte nach hinten losgehen.

Sei auch vorsichtig mit Büchern, die zum Beispiel von selbst ernannten Managementgurus oder „Lebenshelfern" am Fließband verfasst werden. Du weißt nicht, wie der Interviewer dazu steht.

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7. Wie komme ich als Interviewer bei Ihnen an?

Diese besonders knifflige Frage ist eine echte Falle. Fange in keinem Fall an, den Interviewer über den grünen Klee zu loben oder ihm zu bestätigen, dass du „dich eigentlich sehr wohl gefühlt hast…". Auch wenn der Personaler einen noch so aufrichtigen Eindruck macht und dich um konstruktive Kritik bittet: Lass die Finger davon.

Zielführender ist es, auf die Metaebene zu gehen und mit einem netten Lächeln zu sagen: „Das klingt ja fast wie eine Fangfrage. Können wir noch einmal zur Aufgabenbeschreibung zurückkehren? Da hätte ich noch einen Punkt".

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8. Welche Rolle spielt Geld für Sie?

Von „Geld ist für mich total unwichtig" bis „Es spielt für mich keine große Rolle" ist alles falsch. Wenn dies tatsächlich deine ehrliche Antwort wäre, müsstest du dich die Gegenfrage gefallen lassen, warum du überhaupt arbeiten willst bzw. dich beworben hast, und gegebenenfalls einen Hungerlohn akzeptierst.

Vielmehr solltest du selbstbewusst erläutern, dass eine gute Leistung auch gebührend entlohnt werden sollte. Schließlich will das Unternehmen auch Gewinne erzielen, das Gleiche gelte für dich: Du willst deinen Lebensstandard halten, deine Familie ernähren, ein Dach über dem Kopf finanzieren usw. Aber bitte: Dabei darf dein Ton nicht provokant klingen, sondern freundlich und ruhig.

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9. Was ist das Verrückteste, was Sie je gemacht haben?

Wenn du deinem Freund oder deiner Freundin einen Heiratsantrag um Mitternacht auf dem Dach eines Wolkenkratzers in Hongkong gemacht hast, deinen todkranken Freund über Nacht aus dem Krankenhaus entführt und ihm einen unvergesslichen Abend bereitet hast, deiner Schwester nach ihrer Scheidung eine sündhaft teure Handtasche als Trostpflaster gekauft hast – dann darfst du das ruhig erzählen.

Mit Erzählungen verrückter Entscheidungen beruflicher Art, die du beispielsweise in deinem letzten Unternehmen getroffen hast, solltest du dich eher zurückhalten, vor allem wenn dein Unterfangen schief gegangen ist.
Hintergrund der Frage ist es, herauszufinden, wie kreativ du bist und ob du auch unkonventionelle Wege gehen kannst.

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10. Haben Sie eine Marotte?

Zunächst stellt sich die Frage, was dein Gesprächspartner darunter versteht, denn sinnverwandte Wörter gibt es hierfür genügend. Insofern könntest du erst einmal Zeit gewinnen und diese:n fragen, was er damit genau meint.

Als Marotte gilt eine Eigenart, Eigenheit, Eigentümlichkeit, fixe Idee, Flause, wunderliche Angewohnheit, also Vorsicht bei der Beantwortung.

Nächtliches Schlafwandeln, penetrantes Ohrenreiben oder „Nasehochziehen" in Stresssituationen, Haarlockekringeln bei Langeweile, übertriebenen Händewaschzwang und ähnliche „Macken" solltest du lieber für dich behalten (und möglichst schnell abtrainieren).

Aber es gibt sicher kleine Eigenheiten, die durchaus sympathisch wirken können, zum Beispiel dass du deinen Glücksbringer stets dabei hast oder am Freitag, den 13. meistens einen Lotterielos kaufst.

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11. Sie scheinen mir zu unerfahren für diesen Job zu sein, meinen Sie nicht?

Jetzt gilt es, den Interviewer davon zu überzeugen, dass er sich täuscht, denn gerade weil du möglicherweise wenig (wiederhole dabei nicht das von ihm verwendete Wort „unerfahren") Erfahrung mitbringst, bist du in der Lage, frischen Wind in die Aufgabe zu bringen und die Herausforderungen auf unkonventionellem Wege entgegen zu treten.

Sei selbstbewusst (wie immer mit Maß und Ziel) und erwähne die Pluspunkte auf deinem Kompetenzkonto.

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12. Was haben Sie zwischen…und…gemacht?

Der Personaler spricht dich direkt auf eine Lücke in deinem Lebenslauf an: Bleibe ruhig und freundlich. Wenn ihn das stören würde, hätte er dich nicht zu einem Gespräch eingeladen.

Die Fehlzeiten im eigenen Lebenslauf mit kleinen Mogeleien oder gar Lügen zu füllen, ist keine gute Lösung, denn früher oder später wird der Schwindel aufgedeckt. Auch die Null-Bock-Version solltest du verschweigen. Zielführender ist es, die fehlenden Zeitabschnitte positiv zu erklären.

Beispiele: Vermeide das Wort „arbeitslos", sage lieber „arbeitssuchend". War die Zeit ohne Beschäftigung länger, so ist es sicher sinnvoll, zu erläutern, dass du die Zeit genutzt hast, um beispielsweise Fremdsprachen- oder PC-Kenntnisse zu vertiefen.

Auch ein längerer Auslandsaufenthalt wird positiv gewertet, denn er bringt zusätzliche Erfahrung fürs Leben. Auch die Angabe von Eltern- oder Pflegezeiten im Familienkreis wird heute als Pluspunkt verbucht. Und schließlich werden heutzutage „Zeiten der Neuorientierung" auch nicht mehr argwöhnisch betrachtet, sondern als wertvolle Erfahrung.

Allgemeine Tipps

Humor
Fallweise ist eine Prise Humor durchaus nicht fehl am Platz, zumindest kannst du bei der einen oder anderen Fragen damit zunächst etwas Zeit gewinnen.

Beispiel:

Frage: "Welche Schwächen haben Sie?"
Antwort: "Schwächen? Wie viel Zeit habe ich denn?"

Allerdings solltest du damit nicht übertreiben und bei Gebrauch von Humor stets freundlich, aber nicht provokant lächeln und rasch wieder mit Ernsthaftigkeit an die Beantwortung der Frage gehen.

Pure Provokation
Fragen, die in die Kategorie „pure Provokation" fallen, solltest du zunächst souverän hinterfragen: „Meinen Sie diese Frage ernst?".
Sollte der Personaler mit „Ja" antworten, frage dich, ob du wirklich in einem Unternehmen tätig sein willst, das derartige Einstellungspraktiken an den Tag legt.

Beispiele:

  • Glauben Sie wirklich, mit Ihrem Outfit punkten zu können?
  • Meinen Sie nicht, dass es gesünder wäre, ein paar Pfunde abzunehmen?
  • Was haben Sie sich bei dieser Frisur gedacht?
  • Wieso kommen Sie verspätet? (und dabei sind Sie pünktlich)

Solche und ähnliche Fragen musst du nicht beantworten. Beleidigende Kommentare, die eher an zweifelhafte Castingshows erinnern, musst du dir nicht gefallen lassen.

Als Monster sind die fiesesten Bewerbungsfragen gar nicht mehr so schlimm

In Stresssituationen ist es noch schwieriger, auf Unerwartetes zu reagieren. Umso besser, wenn du dich vorbereitest. Du kannst noch mehr Tipps für dein Bewerbungsgespräch gebrauchen? Melde dich kostenlos bei Monster an. Als Mitglied bekommst du spannende Inhalte und wertvolle Tipps zum Thema Jobsuche, Bewerbung und Interview via E-Mail zugeschickt – damit du bestens informiert und vorbereitet bist für deine nächsten Schritte. Außerdem kannst du dir auch jeder Zeit einen Jobagenten einrichten, damit die passenden Jobs direkt in deinem E-Mail Postfach landen.

Giselle Chaumien-Wetterauer

war fast drei Jahrzehnte als Ressortleiterin in der Industrie tätig, u.a. im Sprachendienst und in der Kommunikation, bevor sie sich selbstständig machte. Heute berät sie Unternehmen in Sachen Kommunikation, arbeitet als freie Autorin und Fachübersetzerin und begleitet junge Menschen in die Selbstständigkeit.

www.gcw-communications.com

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